Open Innovation: Innovationen mit externem Input 

  • Juni 5, 2022

Digitalisierung, Künstliche Intelligenz oder Data Literacy – der beschleunigte technologische Wandel erschwert es Unternehmen, mit ihren bisherigen Geschäftsmodellen wettbewerbsfähig zu bleiben und allen Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Warum das Prinzip von Open Innovation hierbei Abhilfe schaffen kann, worum es bei Open Innovation überhaupt geht und welche Methodiken in der Praxis umgesetzt werden, erfährst Du im nachfolgenden Beitrag.

 


Inhaltsverzeichnis

Open Innovation statt Closed Innovation 

Innovationsprozesse fanden bislang häufig innerhalb des eigenen Unternehmens statt. Bei der Closed Innovation bilden die eigenen Entwickler, Forscher und Mitarbeiter die Basis für neue (Produkt-)Ideen. Das interne Wissen des Unternehmens stellt gegenüber möglichen Konkurrenten einen Wissensvorsprung dar, sodass neue Innovationen und Erkenntnisse auf keinen Fall nach außen getragen werden dürfen.  

Aber warum stellt Closed Innovation mittlerweile ein Problem dar? Durch Closed Innovation ist der Wissens- und Erfahrungsaustausch aufgrund der ausschließlichen Verwendung interner Ressourcen eingeschränkt. Das hat wiederum negative Auswirkungen auf Effizienz und Kosten und bringt z. T. erhöhte Entwicklungszeiten mit sich. 

Und was ist die Lösung? Eine Innovationskooperation im Sinne von Open Innovation

 

Definition Open Innovation  

Bei Open Innovation handelt es sich um eine nach und nach stattfindende Öffnung eines bereits bestehenden Innovationsprozesses nach außen. Dadurch ist es möglich, neue Ideen mithilfe externer Ressourcen zu erschaffen und weiterzuentwickeln. Kooperationspartner können somit ihr Feedback und ihre Ideen in den Innovationsprozess einfließen lassen und werden so bei der Entwicklung von neuen Dienstleistungen oder neuen Produkten aktiv mit eingebunden. Beispiele für erfolgreiche Open-Innovation-Prozesse in der Wirtschaft lassen sich bei Lego, Tchibo oder auch Air Berlin finden. 

 

Voraussetzungen für Open Innovation 

Um Open-Innovation-Prozesse in Deinem Unternehmen erfolgreich einsetzen zu können, müssen diverse Voraussetzungen der beteiligten Kooperationspartner (Kunden, Firmen, Agenturen) erfüllt sein. Kurz zusammengefasst handelt es sich hierbei um: 

  • ein bereits bestehendes und gut funktionierendes Innovationsmanagement der Kooperationspartner
  • das Vertrauen der Kooperationspartner ineinander 
  • personelle, finanzielle sowie Wissensressourcen 
  • geregelte Prozesse, Normen, Werte und Diversität innerhalb der Unternehmenskultur und 
  • Motivation und Engagement zur Innovationskooperation 

Sind diese Voraussetzungen klar, ist ein erster Schritt in Richtung der Open Innovation getan. Die Möglichkeiten von Open Innovation sind allerdings je nach Ausgangslage Deines Unternehmens unterschiedlich gestaltbar. Möchtest Du diese Strategie in Deinem Unternehmen implementieren, solltest Du Dir vorher zusätzlich immer folgende Fragen stellen: 

  • Was möchte ich in meinem Unternehmen mit Open Innovation erreichen? 
  • Wie sehen unsere individuellen Unternehmensansprüche aus? 
  • Welcher Typ von Open Innovation passt zu uns? (Das klären wir weiter unten 😊) 
  • Welche potenziellen Kooperationspartner stehen uns zur Verfügung? 

Hast Du diese Fragen nun beantwortet, kannst Du die für Dich und Dein Unternehmen passendste Strategie für Open Innovation finden und ergebnisorientiert vorgehen. 

 

Welche Typen von Open Innovation gibt es? 

Open Innovation kann prinzipiell anhand von zwei gängigen Typen klassifiziert werden: Inside-Out- und Outside-In-Open-Innovation. Doch was bedeuten diese beiden Typen? 

 

Inside-Out 

Bei der Inside-Out-Methode werden Innovationen, die Unternehmensintern entwickelt wurden, an externe Partner weitergegeben und von diesen verwendet, beispielsweise durch Lizensierung oder Verkauf an den Kooperationspartner. Das interne Wissen eines Unternehmens kann so gewinnbringend nach außen gelangen und viele Vorteile mit sich bringen (Welche Vorteile das sind, zeigen wir dir weiter unten). Grundlage hierfür ist die Öffnung der eigenen Unternehmensgrenze. 

 

Outside-In 

Die Outside-In-Methode stellt im Prinzip das Gegenteil der Inside-Out-Open-Innovation dar. Hierbei werden externe Ideen und Innovationen in das eigene Unternehmen eingegliedert. Das Unternehmen vergibt Aufgaben, um neue Ideen und Impulse von extern oder Feedback zu den eigenen, neuen Innovationen zu erhalten. Dieses externe Netzwerk kann aus Kunden oder anderen Akteuren bestehen, die eben nicht zu den internen Mitarbeitern des auftraggebenden Unternehmens gehören. So findet eine umfassende und neue Art der Wissensgenerierung statt. 

 

Vorteile von Open Innovation 

Das klingt bisher alles fast zu schön, um wahr zu sein. Doch Open Innovation bringt tatsächlich viele Vorteile mit sich, die sich effektiv auf die internen Ressourcen des Unternehmens und seine Leistungsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Reichweite auswirken können. 

Mit Open Innovation erhalten Unternehmen die Möglichkeit, 

  • ihren Fokus auf die Kernkompetenzen zu legen, 
  • verschiedene Perspektiven und Expertisen wahrzunehmen, 
  • verkürzte Innovationszyklen zu erreichen,
  • geringere Entwicklungsrisiken zu erfahren, 
  • neue Einblicke in Kundenbedürfnisse und Branche des Kooperationspartners sowie 
  • Synergieeffekte von Wissen und Ressourcen zu erhalten. 

Die Lösungsmöglichkeiten werden immer komplexer und ermöglichen ein ressourcenschonendes Vorgehen im Innovationsprozess. Unternehmen haben somit die Möglichkeit, vollkommen neue, zielgruppenorientierte und nutzerfreundliche Innovationen ganz nach den Bedürfnissen der Kunden zu generieren. Eine echte Win-Win-Situation! 

 

So nutzt Du die Methoden von Open Innovation 

Hast Du jetzt Lust bekommen, Open Innovation auch in deinem Unternehmen anzugehen? Dann haben wir hier vier Best Practices aufgelistet, unter denen Du die richtige Methode für Dein Unternehmen finden kannst. 

Denn nicht in jedem Unternehmen funktionieren alle Methoden gleich gut oder können in der gleichen Art und Weise angewandt werden. Es kommt vor allem auf die Kultur im Unternehmen, die Ressourcen, das Engagement der Beteiligten und die branchenspezifischen Gegebenheiten an. Diese können die verschiedenen Methoden jeweils erschweren oder sogar fördern. Daher heißt es: gut informieren und im Voraus planen! 

 

1. Lead-User-Methode 

Wer kann einem mehr über Kundenbedürfnisse sagen als der potenzielle Kunde selbst? Bei der Lead-User-Methode ist das vordergründige Ziel, die potenziellen Anwender (Lead User) in den Innovationsprozess aufzunehmen und an der Produktentwicklung zu beteiligen. So werden kundenspezifische Trends erkannt und passende Produkte entwickelt. 

Kunden haben ein großes Interesse darin, die von ihnen bereits genutzten Produkte zu verbessern und ähnliche, innovativere Produkttypen zur Verfügung gestellt zu bekommen. Lead User gehören somit zu den potenziellen Kunden einer Firma, sind trendführend und fortschrittlich eingestellt und wirken somit positiv auf den Innovationsprozess ein.  

Insider-Tipp: Es bietet sich an, einen Workshop mit den Lead Usern durchzuführen, um eine direkte Interaktionsebene herzustellen. Hierbei sollte vor allem darauf geachtet werden, dass das Kundenprofil und das Produkt bzw. der angestrebte Innovationsprozess übereinstimmen, um einen gelungenen themenspezifischen Austausch generieren zu können. 

 

2. Innovationswettbewerbe mit Kunden 

Eine etwas andere Methode stellen Innovationswettbewerbe dar, die sich an aktive Kunden des Unternehmens richten. Hierbei wird durch das Unternehmen eine spezielle Aufgabe gestellt und veröffentlicht, anhand derer die Kunden Ideen mit Bezug zum gesuchten Themengebiet einreichen können. Am Ende der Bewerbungsfrist findet eine Bewertung und Prämierung der besten Idee durch die Unternehmensjury statt, was den Anreiz einer Teilnahme zusätzlich steigern soll. 

Diese Wettbewerbe decken im Idealfall alle Innovationsprozesse ab und liefern neben der prämierten Innovation auch viele weitere, interessante Ideen der anderen Teilnehmer. 

Insider-Tipp: Die gestellte Aufgabe sollte breit bleiben und nicht allzu spezifisch werden, um möglicherweise spannende, periphere Ideen nicht im Keim zu ersticken. Eine Einschränkung auf ein Themengebiet und gröbere Rahmenbedingungen sind vollkommen ausreichend. Im Idealfall wird die Aufgabe an einer kleinen Gruppe getestet und danach an die Öffentlichkeit getragen. 

 

3. Toolkits 

Unter einem Toolkit versteht man ein „Designwerkzeug, mit deren Unterstützung das Design und die Entwicklung von neuen Produkten systematisch auf einzelne Anwender ausgelagert werden; meistens durch eine Software im Internet umgesetzt, mit deren Hilfe die Kunden ihr eigenes, individuelles Produkt gestalten können.“[1]

Mit anderen Worten: hier sollen viele externe Kooperationspartner, in diesem Fall potenzielle Anwender, direkt an das neue Produkt herangeführt werden und während des Innovationsprozesses eine Lösung für bestehende Probleme finden. Das Produkt soll so zusammen mit dem Kunden und einem umgehenden Feedback entwickelt werden.

 

4. Kooperationen mit Startups 

Eine beliebte Methode von Open Innovation ist die Kooperation eines Unternehmens mit einem Startup. Thematisch und unternehmerisch passende Startups können die potenziellen Bedürfnisse der Kunden eines Unternehmens schnell und effizient decken. Durch eine Eingliederung des Geschäftssitzes des jeweiligen Startups in das Unternehmen, ist eine direkte räumliche Nähe gegeben. 

Hiervon profitieren beide Seiten: Das Startup versorgt das Unternehmen mit neuen Ideen und kundenorientierten Innovationen. Das Unternehmen stellt dem Startup wiederum Ressourcen, Räumlichkeiten für einen Geschäftssitz sowie grundlegendes Wissen und Zugang zur Zielgruppe zur Verfügung. 

 

Nochmal zusammengefasst 

Open Innovation birgt viele spannende Facetten, mit denen der Innovationsprozess beschleunigt und die Ressourcen eines Unternehmens geschont werden können. Möchtest Du Open Innovation anwenden, solltest Du Dich vorab genau damit auseinandersetzen und grundlegende Fragen zu den Zielen und Vorstellungen des Unternehmens hinsichtlich Open Innovation klären. 

Die Key-Takeaways zusammengefasst: 

  • Open Innovation bietet die Möglichkeit, spannende Innovationen zusammen mit einem Kooperationspartner zu entwickeln und neuen, externen Input zu erhalten. 
  • Du solltest vorab die wichtigsten Bedingungen klären: Sind die Voraussetzungen im Unternehmen bereits erfüllt? Und wenn nicht, was müsste geändert werden? 
  • Sei Dir im Klaren über die Ziele, die Dein Unternehmen mit Open Innovation verfolgen möchte und sieh links und rechts nach potenziellen und offenen Kooperationspartnern. 
  • Jedes Unternehmen ist individuell, daher informiere Dich gut und überlege vorher, welche Methode die geeignetste für Dein Unternehmen ist. 

Möchtest Du mehr über Open Innovation erfahren und wissen, wie sich dieser Prozess in der Industrie realisieren lässt? Dann schau Dir die Aufnahme vom Industry CAN Event über Open Innovation an. 

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